Archiv für den Monat: September 2015

Kleinkinder in der Kita

Bei Sohn 1.0 bin ich zwei Jahre Zuhause geblieben um ihn rundum zu betreuen. Ab Juli wollte ich dann aber Teilzeit in meinen Job zurück und wir haben eine passende Betreuung gesucht. Die Betreuung durch die Großeltern kam für uns nicht in Frage weil wir uns dann zu „abhängig“ gefühlt hätten. Außerdem haben beide Omas keine festen Arbeitstage und der planerische Aufwand wäre zu groß geworden. Ich persönlich finde es auch schöner wenn ein Kind nur „zum Spaß“ zu Oma und Opa geht und somit auch entsprechend verwöhnt werden darf…

Wir haben uns diverse Kindergärten angesehen, die Kinder ab 2 Jahre (oder jünger) betreuen. Für uns war aber nichts passendes dabei. Mit zwei finde ich ein Kind noch zu klein für eine große Einrichtung mit bis zu 90 Kindern. Andererseits haben wir befürchtet, dass sich unser Kind irgendwann langweilen würde wenn es seine Tage ab seinem 2. Geburtstag bis zur Einschulung in einem kleinen Kindergarten mit 20 bis 30 Kindern verbringen sollte.

Ein weiteres Kriterium war, dass wir den Sohn am liebsten nicht 5 Tage abgeben wollen, sondern maximal 2-3 Tage.

Wir haben uns letztendlich für eine private U3-Betreuungsgruppe entschieden. In dieser Gruppe sind Kinder zwischen 1 und 3 Jahre. Es gibt einen großen Gruppenraum in welchem die Kinder den ganzen Tag zusammen verbringen. Zusätzlich gibt es einen Turnraum für die größeren Kinder und zwei separate Schlafräume. Die Kita liegt auf dem Weg zur Arbeit und ist somit für mich gut zu erreichen. Und man hat die Möglichkeit das Kind nur zwei Tage hinzubringen. Klar ist eine private Einrichtung etwas teurer aber dafür ist man von Streiks nicht betroffen 😉

Somit stimmten schon mal die Rahmenparameter. Aber wie sah es gefühlstechnisch aus? Wie würde unser Söhnchen die neue Umgebung und die Trennung verkraften? Und wie würde die Mama das überstehen? Da fängt der spannende Teil an!

Ende Mai war es dann soweit… Der Sohn kannte natürlich andere Kinder aus der Spielgruppe. Und er hatte auch schon öfter einen ganzen Tag bei den Großeltern verbracht. Aber wie würde er in einer fremden Umgebung bestehen?

Das erste Treffen in der Kita war ein voller Erfolg. Die Erzieherin und ich haben Details für die Eingewöhnung besprochen und der Sohn hat mit den anderen Kindern gespielt. Als unser Gespräch zu Ende war, wollte er gar nicht nach Hause.  Am folgenden Montag ging es dann los, während der Eingewöhnung sollten wir täglich kommen. Die ersten Tage bin ich mit im Raum geblieben und konnte beobachten wie der Sohn spielt. Die Betreuerin, die seine Eingewöhnung begleitet hat, hatte direkt einen guten Draht zu ihm. Er hatte sichtlich Spaß und hat nur ab und zu geguckt ob Mama noch da ist oder hat mir tolles Spielzeug gebracht.

Am vierten Tag bin ich dann zum ersten Mal aus dem Gruppenraum raus gegangen. Ich habe mich von Sohn 1.0 verabschiedet und erklärt, ich würde einkaufen gehen. Abgemacht war, dass ich im Flur warte und nach ca. einer halben Stunde wieder den Raum betrete. Nach ca. 25 Minuten kam die Erzieherin raus und meinte, dass der Sohn noch gerne mit frühstücken würde. Also habe ich länger gewartet und mich gefreut, dass alles so gut lief. Schließlich gab es bis hierhin keine Tränen. Weder beim Sohn noch bei mir 😀

So ging es dann Tag für Tag weiter. Ich blieb immer länger weg und konnte sogar nach Hause fahren und ihn dann erst nach dem Mittagessen abholen. Es klappte super. Der Sohn spricht schon ganz gut und sagte morgens dann auch freudig „inne KITA gehen“.

Leider hat sich der Sohn dann eine Erkältung eingefangen und konnte ein paar Tage nicht mehr zur Kita gehen. Als er soweit wieder fit war, war auf einmal alles anders. Er hing an mir wie eine Klette, weinte und wollte nach Hause. Er holte seinen Rucksack, ging auf die Ausgangstür zu und wiederholte schluchzend „mit die Mama nach Hause fahren“. Das war wirklich schwer anzusehen. Ich habe ihn natürlich direkt getröstet und wir sind dann auch nach Hause gefahren. Ein paar Tage lang ging das so… Ich habe mit dem Mann zuhause überlegt was wir tun sollen. Ob er doch noch zu klein ist? Ob wir ihn lieber zuhause lassen sollten und ich nicht arbeiten gehe? Schließlich hatte ich ja noch Elternzeit… Wir waren uns schnell einig, dass wir ihn auf keinen Fall gegen seinen Willen wegbringen würden. Ich muss gestehen, dass ich doch eher in die Kategorie „Glucke“ gehöre und mir die Bedürfnisse des Kindes unheimlich wichtig sind. Und auch für meinen Mann war direkt klar, dass das Wohlergehen unseres Sohnes am Wichtigsten ist.

Mit der Erzieherin haben wir auch nach einer Lösung gesucht. Wir haben überlegt, ob eine bestimmte Situation seine Reaktion hervorgerufen haben könnte? Ob es noch an den Nachwehen der Erkältung liegen mochte? Wir waren ziemlich ratlos. Da mich die Situation ziemlich mitgenommen hatte, habe ich vorgeschlagen einen Tag Pause einzulegen und erst am übernächsten Tag wiederzukommen. Damit war die Erzieherin einverstanden.

Am übernächsten Tag bin ich dann schweren Herzens wieder mit dem Söhnchen in die Kita gefahren. Zu allem Überfluss war er an diesem morgen sehr früh wach geworden und ich habe schon das Schlimmste befürchtet. Als wir in der Kita ankamen, war erst ein anderes Kind anwesend. Es war sehr ruhig und der Raum noch aufgeräumt. Und der Sohn war wie ausgewechselt. Keine Tränen, kein Klammern. Er hat gespielt. Ab diesem Moment lief die Eingewöhnung wieder wie geschmiert. Innerhalb einer Woche haben wir das komplette Paket geschafft: Mittagessen in der Kita, Mittagsschlaf in der Kita, bleiben bis zum Nachmittag. Auf einmal war alles kein Problem. Allerdings habe ich ihn seitdem jeden Tag früh hingebracht, so dass bei seiner Ankunft noch Ruhe und Ordnung herrscht 🙂

Mittlerweile bin ich im Mutterschutz und bringe den Sohn trotzdem noch an zwei Tagen pro Woche in die Kita. Er geht so gerne hin, dass es eine Bestrafung wäre ihn Zuhause zu behalten. Er lernt so viel von den anderen Kindern. Er wird selbständig und hat auf einmal viel mehr Selbstvertrauen. Er blüht dort nochmal richtig auf. Und beim Abholen freut er sich immer sehr auf Papa oder Mama. Auch das ist schön.

Gestern habe ich ihn leider nicht zur Kita bringen können weil er erkältet ist. Heute morgen war seine erste Frage „heute wieder in die Kita?“. Leider muss er sich noch bis Donnerstag gedulden, dann darf er wieder hin 🙂

Natürlich ist es immer eine individuelle Entscheidung, wann Eltern ihr Kind abgeben möchten oder müssen. Aber ich denke, dass es den Kindern ab zwei Jahren nicht schadet wenn sie auch ihre eigene „Welt“ mit eigenen sozialen Kontakten, Ritualen usw aufbauen können. Ich bin sehr froh, dass wir bei der Eingewöhnung am Ball geblieben sind, trotz des kleinen Rückschlags.

Wie war es bei Euch? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

 

 

 

 

 

 

Eine positive Überraschung

Wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen, sieht die Zukunft des Hebammenberufs nicht rosig aus. Steigende Kosten der Haftpflichtversicherung, Überlastung durch Mangel an Hebammen, unzufriedenstellende Verhandlungen mit GKV usw. sind nur ein paar der Punkte die den Hebammen das Leben schwer machen. Wer sich gerne über die Probleme informieren möchte, dem kann ich nur die tollen Blogs von den Hebammen Anja und Jana empfehlen und z.b. folgenden Artikel .

Generell gibt es große Defizite in der Geburtsbetreuung. Dies betrifft auch die Kreißsäale in den Krankenhäusern. Personalmangel, steigender Druck die Kosten für eine Geburt niedrig zu halten usw. erschweren auch hier die Arbeitssituation. Dies betrifft natürlich nicht nur das Krankenhauspersonal, sondern auch die werdenden Eltern und die Babys die zur Welt kommen. Eine 1:1-Betreuung gibt es in den wenigsten Fällen. Und Beleghebammen sind auch eine Seltenheit geworden.

Ich kann mich erinnern, dass mir in meiner ersten Schwangerschaft geraten wurde mit mehreren Hebammen zu sprechen und mir eine rauszusuchen bei der die Chemie stimmt. So einen Luxus kann man sich heutzutage wohl kaum noch erlauben… Ich habe Glück, dass meine Hebamme noch Kapazitäten frei hat um meine zweite Schwangerschaft zu begleiten. Ich wüsste nicht was ich ohne sie tun sollte, vor allem im Wochenbett.

Das waren jetzt viele negative Infos auf einmal… Jetzt möchte ich gerne zum eigentlichen Thema und der positiven Überraschung kommen.

Mein erstes Kind habe ich 2013 nach einem Geburtsstillstand im Krankenhaus per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Das kindliche Köpfchen war einfach zu groß für mein Becken und es gab keine Alternative. Da ich unter der Geburt sehr gut durch die anwesende Hebamme und die Gynäkologin informiert wurde und wir wirklich alles versucht haben um das Kind spontan zu entbinden, konnte ich mich gut mit dem Kaiserschnitt abfinden auch wenn ich mir eine spontane Geburt gewünscht habe. Manchmal geht es eben einfach nicht.

In meiner zweiten Schwangerschaft habe ich mich natürlich schon sehr früh mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass es vielleicht auch diesmal auf einen Kaiserschnitt hinauslaufen könnte… Mein betreuender Gynäkologe empfiehlt mir seit Wochen einen geplanten Kaiserschnitt. Für ihn ist scheinbar jetzt schon gewiss, dass der Kopf wieder zu groß für mein Becken sein wird. In der 34. SSW hat er mir dann eine Überweisung für die Klinik mitgegeben um dort eine Geburtsplanung vorzunehmen. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht weil ich gedacht habe, dass man mir im Krankenhaus auch zu einem Kaiserschnitt raten würde. Alleine aus wirtschaftlichen Gründen und um jegliches Risiko zu vermeiden. Aber ist eine Geburt wirklich ein Risiko? Vorletzten Montag hatte ich dann das Gespräch und die Untersuchung in der Klinik. Die Gynäkologin hat mich wirklich überrascht. Sie hat mir mitgeteilt, dass sie gar keinen Grund für eine primäre Sectio sieht. Sie hat das Köpfchen des Babys per Ultraschall ausgemessen und es ist nicht auffällig groß. Ansonsten gibt es wohl auch keinerlei Indikationen für einen Kaiserschnitt und sie hat mir sogar zur spontanen Geburt geraten, vor allem wenn ich mir dies wünsche! Ich kann euch sagen ich war total perplex! Aber auch sehr froh!

Es gibt sie also doch noch! Kliniken und Ärzte die einer Patientin eine selbstbestimmte Geburt ermöglichen wollen!

Also werde ich diesmal wieder versuchen spontan zu entbinden. Falls mein schmales Becken nicht mitspielt ist es eben Schicksal das niemand ändern kann. Aber ich habe zumindest die Möglichkeit es wieder zu versuchen. Und wer weiß vielleicht klappt es ja beim zweiten Kind!

Die letzten Wochen vor der Geburt

Ab heute sind es nur noch 4 Wochen zu meinem geplanten ET… und was soll ich sagen? Ich bin in den gleichen (Gedanken-)Strudel aus Hektik und Sorgen gerutscht wie beim ersten Kind. Dabei wollte ich diesmal doch alles gelassener angehen!

Aber es ist wie verhext. Seit zwei Wochen bin ich im Mutterschutz und seitdem habe ich mehr Stress als vorher. Besuche, Wäsche, Nestbau alles soll noch vor der Geburt des Babys erledigt werden… Abends sinke ich dann erschöpft aufs Sofa. Wieso das Ganze?

Ich kann es mir wirklich nicht erklären. Eigentlich müsste ich es doch diesmal besser wissen. Die ersten Wochen mit Baby (und Kleinkind) werden bestimmt sehr anstrengend sein und deswegen sollte ich jetzt meine Kräfte schonen. Und vor allem sollte ich aufkommende Panikattacken im Keim ersticken. Ist mir am Wochenende gänzlich misslungen 🙁 Auf einmal sind mir 1000 Dinge eingefallen die noch erledigt werden müssen. Der Laufstall ist ja noch gar nicht aufgebaut, Fotos vom Babybauch haben wir noch nicht gemacht und die Tasche fürs Krankenhaus ist auch nicht fertig gepackt! Leidtragender des Gedankenkarussels war natürlich der Mann! Der arme wurde von jetzt auf gleich mit all meinen Problemen und der plötzlich gekippten Laune konfrontiert. Nachdem er etwas säuerlich aus der Wäsche geguckt hat, hat er das einzig sinnvolle gemacht. Alle Dinge erledigt die mir so eingefallen sind und die wirklich akut waren. Und was soll ich sagen? In einer halben Stunde war er mit allem dringenden fertig….

Ich hoffe bis zur Geburt finde ich meine Gelassenheit zurück…