Eine positive Überraschung

Wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen, sieht die Zukunft des Hebammenberufs nicht rosig aus. Steigende Kosten der Haftpflichtversicherung, Überlastung durch Mangel an Hebammen, unzufriedenstellende Verhandlungen mit GKV usw. sind nur ein paar der Punkte die den Hebammen das Leben schwer machen. Wer sich gerne über die Probleme informieren möchte, dem kann ich nur die tollen Blogs von den Hebammen Anja und Jana empfehlen und z.b. folgenden Artikel .

Generell gibt es große Defizite in der Geburtsbetreuung. Dies betrifft auch die Kreißsäale in den Krankenhäusern. Personalmangel, steigender Druck die Kosten für eine Geburt niedrig zu halten usw. erschweren auch hier die Arbeitssituation. Dies betrifft natürlich nicht nur das Krankenhauspersonal, sondern auch die werdenden Eltern und die Babys die zur Welt kommen. Eine 1:1-Betreuung gibt es in den wenigsten Fällen. Und Beleghebammen sind auch eine Seltenheit geworden.

Ich kann mich erinnern, dass mir in meiner ersten Schwangerschaft geraten wurde mit mehreren Hebammen zu sprechen und mir eine rauszusuchen bei der die Chemie stimmt. So einen Luxus kann man sich heutzutage wohl kaum noch erlauben… Ich habe Glück, dass meine Hebamme noch Kapazitäten frei hat um meine zweite Schwangerschaft zu begleiten. Ich wüsste nicht was ich ohne sie tun sollte, vor allem im Wochenbett.

Das waren jetzt viele negative Infos auf einmal… Jetzt möchte ich gerne zum eigentlichen Thema und der positiven Überraschung kommen.

Mein erstes Kind habe ich 2013 nach einem Geburtsstillstand im Krankenhaus per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Das kindliche Köpfchen war einfach zu groß für mein Becken und es gab keine Alternative. Da ich unter der Geburt sehr gut durch die anwesende Hebamme und die Gynäkologin informiert wurde und wir wirklich alles versucht haben um das Kind spontan zu entbinden, konnte ich mich gut mit dem Kaiserschnitt abfinden auch wenn ich mir eine spontane Geburt gewünscht habe. Manchmal geht es eben einfach nicht.

In meiner zweiten Schwangerschaft habe ich mich natürlich schon sehr früh mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass es vielleicht auch diesmal auf einen Kaiserschnitt hinauslaufen könnte… Mein betreuender Gynäkologe empfiehlt mir seit Wochen einen geplanten Kaiserschnitt. Für ihn ist scheinbar jetzt schon gewiss, dass der Kopf wieder zu groß für mein Becken sein wird. In der 34. SSW hat er mir dann eine Überweisung für die Klinik mitgegeben um dort eine Geburtsplanung vorzunehmen. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht weil ich gedacht habe, dass man mir im Krankenhaus auch zu einem Kaiserschnitt raten würde. Alleine aus wirtschaftlichen Gründen und um jegliches Risiko zu vermeiden. Aber ist eine Geburt wirklich ein Risiko? Vorletzten Montag hatte ich dann das Gespräch und die Untersuchung in der Klinik. Die Gynäkologin hat mich wirklich überrascht. Sie hat mir mitgeteilt, dass sie gar keinen Grund für eine primäre Sectio sieht. Sie hat das Köpfchen des Babys per Ultraschall ausgemessen und es ist nicht auffällig groß. Ansonsten gibt es wohl auch keinerlei Indikationen für einen Kaiserschnitt und sie hat mir sogar zur spontanen Geburt geraten, vor allem wenn ich mir dies wünsche! Ich kann euch sagen ich war total perplex! Aber auch sehr froh!

Es gibt sie also doch noch! Kliniken und Ärzte die einer Patientin eine selbstbestimmte Geburt ermöglichen wollen!

Also werde ich diesmal wieder versuchen spontan zu entbinden. Falls mein schmales Becken nicht mitspielt ist es eben Schicksal das niemand ändern kann. Aber ich habe zumindest die Möglichkeit es wieder zu versuchen. Und wer weiß vielleicht klappt es ja beim zweiten Kind!

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